Grevenkop/ Peking
Meine Eindrücke, Erlebnisse und Erfahrungen in Peking in 2016.
Ich habe sechs Waisenheime besucht, die wir unterstützen mit Sach- und Geldspenden.
von Jana Schmidt, 1. Vorsitzende und Gründerin von Little Flowers of China e.V.
© Bilder und Text , Copyright Little Flowers of China e.V.
Dies war meine zweite Reise nach Peking und dementsprechend war ich diesmal etwas entspannter, was die gesamte Reise anging, da ich wusste, was mich erwartet.
Die Reisen nach Peking und Besuche der Heime sind immer ein wahnsinniger Organisationsaufwand, welcher meistens bis zu 2 Monate Vorbereitungszeit braucht.
Es muss eine Unterkunft besorgt werden, eine Fahrmöglichkeit/Auto und jemanden der sich die Zeit nimmt und mich zu den Heimen fahren kann.
Denn in die meisten Heime kommt man nicht mit der Bahn o.ä., da sie so weit außerhalb liegen.
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Anfahrt zu einem Heim |
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Einfahrt zum Heim |
Ich möchte an dieser Stelle nochmal allen Danken, die mir bei der Vorbereitung geholfen haben, bei der Durchführung und bei meiner Betreuung während der Zeit. Dazu gehörte auch, die Fahrerei, Staus, Ausfallende Navis, ebenso mich zu trösten, wenn in Tränen ausbrach, weil das, was man erlebt, zu sehr ans Herz geht.
Danke an meine Gastfamilie, eine wundervolle Familie!
Danke an die wunderbaren Heime, die uns so herzlich empfangen haben, die sich so liebevoll um die Kinder kümmern.
Das erste Heim
Das erste Heim ist ein Waisenheim für Blinde und stark visuell beeinträchtigte Kinder.
Das Heim unterstützen wir relativ neu.
Es liegt sehr außerhalb, sehr schwer zu finden. Die Gegend ist sehr arm.
Die Adresse, die wir ebenso auf Chinesisch mit hatten, um uns durchzufragen, half nicht viel,
da anscheinend fast keiner lesen konnte.
In dem Dorf, wo das Heim liegt, waren wir offenbar eine Attraktion, es wurden Fotoapparate herausgeholt und Bilder gemacht. Wir mussten regelrecht schnell weglaufen um weiterzukommen.
Beim Heim angekommen, kann man nicht einfach so dort rein spazieren, sondern wird von einem "Wärter" am Tor begrüßt und nach einem Termin gefragt.
Den hatten wir natürlich.
Man trägt sich in eine Liste ein und darf durchfahren.
Es ist ein sehr großes Areal, mit Spielplatz, Schlafhütten und Swimmingpool.
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Spielplatz
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Spielplatz |
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Das Hauptgebäude |
Das Heim hat eine sehr starke Nachfrage. Es gibt eine lange Warteliste für die Kinder.
Man muss sich vorstellen, dass alle staatlichen Heime, die sehbehinderte oder blinde Kinder in Obhut haben, diese gar nicht dementsprechend betreuen können, da sie kein dafür ausgebildetes Personal haben. Die Heime, die ich besucht habe sind alles Private Heime die sich ausschließlich von Spenden finanzieren und mit den staatlichen Heimen in China kooperieren. Die Staatlichen Heime geben die Kinder, denen es am schlechtesten geht in die Privaten Heime, da sie mehr und bessere Möglichkeiten für eine Versorgung haben.
Das Blinden Heim nimmt nicht nur ausgesetzte Kinder auf, sondern betreut auch sehr arme Familien mit sehbeeinträchtigten oder blinden Kindern. Sie lehren sie, wie sie mit ihrem Kind umgehen, was sie beachten müssen und die Familien könne Tagsüber in das Heim gehen, wo sie z.B. Blindenschrift lernen und wie man mit einem Blindenstock geht.
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Die Blindenstöcke |
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Die süßen Äffchen lagen in einem der Kinderbettchen |
Es gibt auch noch ein Musikzimmer , ein Spielzimmer, ein Zimmer wo Chinesische Kultur und Geschichte gelehrt wird und ein Zimmer wo man englisch lernen kann.
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An den Türen hängen kleine Stofftiere.
Jedes Tier bedeutet ein anderes Zimmer.
Die Kinder können die Tiere fühlen und wissen welches Zimmer
da ist.
Das Heim kümmert sich sehr liebevoll um die Kinder.
Man merkt aber auch, wie viel Unterstützung sie benötigen.
Das zweite Heim
Wir kommen an.
Wir kommen zur Mittagszeit an.
Das Mittagessen geht zu Ende.
Die meisten Kinder gehen jetzt zum Mittagschlaf
Solange die Kinder beim Mittagschlaf sind, haben wir Gespräche geführt.
Eine Journalistin und Fotografin waren auch mit dabei.
Dieses Heim habe ich bereits 2014 besucht.
Das Wiedersehen mit den Gründern war eine riesengroße Freude.
Jana und Robin, Gründer des Heimes
Jana und Rebecca, Managerin und unsere Kontaktperson im Heim
Gespräche
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Die Kinder sind wieder wach und gehen nun zum Spielen und toben.
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In China gibt es ca. 700.000 ausgesetzte Kinder. 90% der Kinder wurden ausgesetzt, weil sie krank sind und ihre Eltern
sich eine medizinische Betreuung, Operation/ Krankenhaus nicht leisten können.
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Ein wunderschön eingerichtetes Spiel-u. Lernzimmer
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Neben den ca. *700.000 Waisenkindern gibt es in China auch ** 60 Mio Left Behind Children.
Das sind Kinder, die von ihren Eltern zurück gelassen wurden, sich um sich selbst kümmern müssen, da die Eltern
in den Städten weit entfernt arbeiten gehen.
* Quelle e-hospice **Quelle: BBC |
Manche Kinder sind noch etwas müde
Ein Blick in eines der vielen vielen Kinderzimmer
Hilfsbereitschaft und sich umeinander kümmern sind zwei von vielen
Dingen, die den Kindern in dem Heim beigebracht werden.
Im Außenbereich gibt es einen riesen Spielplatz mit allem, was dazu gehört.
Hier hab ich mit ein paar Kindern auf dem Trampolin gespielt.
Dabei habe ich einen kleinen Jungen kennengelernt, der mich völlig auf der Bahn warf.
Wir haben lange, lange gekuschelt.
Um so schwerer war das Verabschieden. Ich hab gefühlte 1000 Möglichkeiten abgewartet um zu gehen, denn ich musste gehen. Ich wusste nur nicht wie.
Es fiel uns schwer, sehr schwer.
Irgendwann musste ich dann aber gehen.
Die Tränen liefen bei uns Beiden.
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Ich hoffe Kleiner Schatz, Du wirst irgendwann eine so liebe Familie finden, wie
Du sie brauchst. Ich werde Dich immer in meinen Gedanken haben.
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Das dritte Heim
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Jana & Karen Brenneman, Direkor und Gründerin des Heimes. |
Dieses Heim unterstützen wir bereits seit 4 Jahren. In 2014 bin ich auch hier gewesen, leider war da
Karen Brenneman nicht da.
Endlich konnten wir uns jetzt mal persönlich treffen. Es war so schön und vertraut!
Ich muss dazu sagen, bzw. schreiben, dass wir nahezu täglich in Kontakt mit allen Heimen stehen.
Wenn man sich dann nach Jahrelangen Email schreiben das erste mal sieht, ist es unbeschreiblich.
Ich konnte lange mit Karen im Garten des Heimes sitzen, auf einer Hollywoodschaukel und ganz in Ruhe mit ihr sprechen.
Den Augenblick werd ich nicht vergessen.
Einige Tage zuvor sind zwei Babys in dem Heim gestorben. Eines hatte gerade eine Adoptivfamilie gefunden und sollte zeitnah zur Familie ziehen.
Ich weiß nicht, ob ich das alles durchstehen könnte wie Karen und ihre Mitarbeiter/ Nannys.
Ich wahrscheinlich nicht. Ich hab die Traurigkeit in Karens Augen gesehen.
Nein ich könnte es nicht. Ich bin aber so froh dass es Menschen wie Karen gibt, die jeden Tag sich um die Babys und Kleinkinder kümmern, mit ihnen kämpfen, im Krankenhaus mit ihnen hoffen.
Sich mit ihnen freuen wenn sie gesund geworden sind und eine neue Familien gefunden.
Aber auch stark genug sind, wenn Babys sterben und das zu verarbeiten, nicht daran kaputt zu gehen.
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Was denke ich? Ich muss daran denken, wie sich die Mama von der Kleinen Maus
gefühlt hat, als sie beschloss sie ab zu geben, um ihr die Chnace auf medizinische
Versorgung geben zu können. Dabei ist ein Herz gebrochen, ich weiß das, nicht nur ein Herz.
Es ist ein lebenslanges Trauma für die Eltern und Kinder. |
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Da habe ich ein 4 Wochen altes ausgesetztes Baby im Arm.
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Ein kleiner Junge in der Therapie Stunde |
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Ein großer schöner Spielplatz auf dem Heim Gelände |
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Rechts und links in den Gängen/Fluren sind viele viele Kinderzimmer. |
Das vierte Heim
....liegt mitten in den Hutongs in Peking
2014 bin ich schon mal bei dem Heim gewesen. Mittlerweile ist es ein paar Ecken weiter umgezogen.
Darum hab ich es nochmal besucht, um mir die neue Einrichtung anzuschauen.
Ich war 2014 etwas erschrocken in welch baufälligen Haus die Kinder damals lebten und freue mich
nun, dass sie ein schöneres gefunden haben. Es ist mit eines der kleinsten Heime, die wir unterstützen.
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in den Hutongs |
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ein Junge aus dem Heim, der einen Rollstuhl bekommen hat und diesen nun ausprobiert. |
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Das ist der Eingang zur "alten" Heimunterkunft |
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Die Kinder machen einen kleinen Spaziergang.
Sie waren so stolz auf ihre kleinen blauen Mützchen. |
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In dem Heim. Ich spiele mit den Kindern.
Alles ist sehr freundlich und hell.
Das Heim hat eine sehr Familiäre Atmosphäre. |
Das fünfte Heim
Auch das fünfte Heim unterstützen wir seit 4 Jahren.
2014 war es noch mitten in der City Pekings in einem Hochhaus.
Dort hatte das Heim eine ganze Etage für sich.
Der Vermieter war den Waisenkindern gegenüber nicht freundlich gesinnt, teilweise
durften sie den kleinen Garten nicht nutzen.
Aus dem Hochhaus sollte ein Hotel gemacht werden, also musste das Heim umziehen.
Jetzt liegt es in einem Technology Zentrum in einem Compound.
Wir haben es erst nicht richtig gefunden, aber der Wärter des Compounds erwies sich als
sehr freundlich und schnappte kurzerhand sein Fahrrad um uns bis zum Heim zu geleiten.
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Jana & Melanie, Mitglied unseres Vereins und ebenso arbeitet sie mittlerweile
ehrenamtlich in zwei der Heime. Melanie hat mich viel gefahren und nochmal ein großes
Danke dafür, zumal teilweise alle Navis (das chinesische und das Deutsche) ausfielen und sie
dennoch ruhig blieb :-) Danke Melanie, für alles! |
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Diese speziellen Umhänge sind dafür, um die Kinder vor
evtl. Krankheitserreger von außen zu schützen. |
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Hier durften wir, genauso wie noch in einem weiteren Heim, keine Fotos
von den Gesichtern der Kinder machen. |
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Das Heim ist auf der Suche nach einer noch größeren Unterkunft, für die fast 60 Kinder. |
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Jana & Lynn Wang, Managerin im Heim
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Das sechste Heim
In diesem Heim ist es sehr schwierig, Fotos zu machen. Deshalb habe ich mich dieses
Jahr dafür entschieden, keine zu machen in dem Heim, da die Auflagen immer strenger und komplizierter wurden.
Aber ich war 2014 in dem Heim und habe von da noch Fotos.
2014
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2014, hier werden auch ausgesetzte Frühchen aufgenommen und gepflegt.
Das kleinste Baby zu diesem Zeitpunkt wog 600 gr.
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Ich habe des weiteren noch ein Heim besucht, welches ein Tag vor seiner Neueröffnung war. Die Managerin des Heimes kenne ich von einem anderen Heim.
Das besondere an diesem neuen Heim ist, dass neben Waisenkindern auch Familien dort leben können, die ihre Kinder nicht aussetzen wollen, aber Hilfe brauchen. Sie leben solange dort und werden versorgt, bis ihr Kind wieder gesund ist und sie nach Hause können.
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Führung durch das neue, damals noch nicht eröffnete Heim mit Lily, der Managerin (r.i.B.) |
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Jana mit Lily und einer Mitarbeiterin |
Ich habe mich ebenso mit weiteren tollen und interessanten Menschen getroffen. Mit Reisenden, also Menschen, die uns helfen Spenden zu den Heimen zu bringen, da sie sowieso immer Pendeln zwischen DE und PEK / China.
Es gab auch noch ein weiteres tolles Treffen. Mit Professor Wang aus Shanghai. Er kam extra mit dem Nachtzug nach Peking, um ein Gespräch und Kennenlernen mit mir zu haben.
Es war mit eines der schönsten und aufschlussreichsten Gespräche, die ich während der Zeit hatte.
Wir kennen uns mittlerweile seit 1,5 Jahren und Herr Wang versucht immer unseren Verein zu helfen mit Tips und Ratschlägen.
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Jana & Darwin Wang |
Zum Abschluss:
Diese Reise war wieder emotional sehr anstrengend, aber erfahrungsreich und wichtig.
Ich habe so viele Eindrücke mitgenommen, nicht nur für den Verein auch für mich als Privat Person. Es hat mich wieder ein Stückchen weit verändert.
Ich habe sechs Heime besucht. Sechs nicht staatliche Heime.
Es gibt noch ungefähr 1000 weitere staatliche in ganz China.
Wie viele nicht staatliche Heime es insgesamt gibt, das weiß ich nicht.
Wir unterstützen insgesamt 30 staatliche und nicht staatliche Heime, teilweise in Kooperation mit anderen Organisationen.
Während meiner Reise habe ich wieder viele hilfsbereite und freundliche Menschen in China kennen gelernt.
Ich habe gesehen und gelernt, wie sehr Familien in China jeden Tag um Über/ Leben kämpfen.
Gerade wenn sie normale Arbeiter sind oder/ und ein krankes Kind haben.
Ich habe gelernt, dass wenn eine Familie nicht aus Peking kommt, aber nach Peking zieht, um Beispielsweise Arbeit zum finden, dann die Kinder dieser Familie nicht in öffentliche Kindergärten gehen können, da die Kinder nicht in Peking geboren wurden. Deshalb haben so viele Eltern ihre Kinder mit auf Arbeit oder sie sind sich selbst überlassen.
Man spürt, dass sich generell schon ein Wandel einstellt, aber immer noch sind definitiv die armen und schwächsten diejenigen, die leiden- jeden Tag und sie kämpfen dafür, dass es zumindest den Kindern gut geht, einigermaßen.
Manche geben auf, ihre Kinder. Wir werden zunehmend die Familien Support Programme unterstützen, das ist so wichtig. Wir wollen verhindern, dass Familien aus Geldmangel und weil sie Krankenhaus oder Operationskosten nicht bezahlen können, ihre Kinder aufgeben und aussetzen. Das darf nicht sein. Die Heime sind voll. Das muss aufhören-
Weiterhin werden wir unser Bestmögliches geben, um die Heime weiterhin zu unterstützen.
Ich bin froh zu sehen, dass so viele andere Organisationen mittlerweile helfen und viele miteinander kooperieren, -Hand in Hand arbeiten -.
So konnte schon vielen Waisenheimen und Familien
geholfen werden.
In diesem Sinne,
Ihre Jana Schmidt